Als Ausgangspunkt der folgenden Gedanken könnte das 2016 erschienene Werk „Das Ende der Demokratie: Wie die künstliche Intelligenz die Politik übernimmt und uns entmündigt“ von Yvonne Hofstetter dienen. Auch wenn ich den dystopischen Grundtenor nicht voll und ganz teile, stimmt die Diagnose doch bedenklich und sollte im Rahmen digitaler Unterrichtsentwicklung in der Schule bedacht werden:

Mehr als je zuvor werden Individuen und Kollektive durch die drei Megatrends Globalisierung, Digitalisierung und Vernetzung erfasst. Neben vielen ungemein positiven Aspekten werden wir alle damit aber auch anfälliger für Einflussnahme und Manipulation. Der unlimitierte Zugang zu Informationen scheint die Grenzen von Informations- und Desinformationsgesellschaft zunehmend verschwimmen zu lassen.

Selbst kritischen Zeitgenossen fällt es häufig schwer, in der Flut von selektiv informierenden oder gar gefälschten Nachrichten noch unterscheiden zu können. Jeder kennt Beispiele für fake news und deren Auswirkungen. Gerade der US-Wahlkampf 2016 war von Falschmeldungen geprägt, im selben Jahr beschäftigte Deutschland der „Fall Lisa“ – die Liste aktueller Fälle ließe sich lange fortsetzen und um historische Beispiele erweitern.

Doch nicht nur der Blick auf die Beeinflussung aktueller Wahlgeschehen zeigt: Die digitale Infrastruktur, die aufgebaut wird, um gefälschte Nachrichten zu nutzen, letztlich als Waffen im Kampf um die Deutungs- und Meinungshoheit einzusetzen, ist beunruhigend. Es scheint eine in zunehmendem Maße subtiler vorgehende, teils gut finanzierte und koordinierte Beeinflussung unseres Denkens und Handelns zu geben.

Eine der Ursachen ist nicht neu: Der Westen leidet seit längerer Zeit unter dem, was Francis Fukyama als politischen Zerfall bezeichnet. Unser Vertrauen ineinander und in unsere Institutionen beginnt zu erodieren. Nach dem optimistischen Beginn der Nachkriegszeit ist der Verlust alter Gewissheiten – und das betrifft alle Bereiche – die neue Norm. Ganz ohne jeglichen Kulturpessimismus: Insbesondere hinsichtlich ihrer Reichweite neue Formen kollektiver Desinformation machen sich diese Entwicklung zu Nutze und tragen dazu bei, Gesellschaften auseinander driften zu lassen.

Die liberalen Demokratien haben bisher keine wirksame Strategie gefunden, mit diesem Phänomen neuer und automatisierter Propaganda umzugehen. Gerade die Lenker in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft scheinen völlig überfordert. Die wenig agilen, hölzernen Reaktionen einer großen deutschen Volkspartei auf per social media verbreitete (faktengestützte) Vorwürfe zeigen symptomatisch deren Hilflosigkeit. Doch wenn schon politisches Führungspersonal an neuen viralen Herausforderungen scheitert (eigentlich Kerngeschäft der Wählergewinnung), wie sollen dann Bildungsinstitutionen agieren?

Klar ist: Eine einfache Faktenkontrolle reicht nicht mehr aus.

VUCA-Welt und digitale Medien – neue Anforderungen an Bildungssysteme

Seien es Auswirkungen der Globalisierung, Automatisierung, Vernetzung oder auch andere globale und regionale Herausforderungen: Die von manchen Beobachtern zunächst in Militär und Wirtschaft, dann auch im Bildungsbereich postulierte VUCA-Welt des 21. Jahrhunderts – geprägt durch Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity – erfordert auch neue Kompetenzen seitens der Menschen, die in ihr leben und sie gestalten.

Die öffentliche Bildung spielt in Bezug auf diesen Transformationsprozess eine entscheidende Rolle. Nicht zuletzt deshalb weisen Experten aus Informatik, Pädagogik und Schulentwicklung vehement darauf hin, dass die Bildungssysteme und Schulen endlich reagieren müssen:

  • Sie stehen vor der Herausforderung, digital sozialisierte Jugendliche mit zusätzlichen, neuen Werkzeugen auf eine Lebenswelt im radikalen Wandel vorzubereiten.
  • Sie müssen lernen, mit digitalen Medien, über digitale Medien und trotz digitaler Medien ihrem Bildungsauftrag nachzukommen.[1]

Quellenkritik und Filterkompetenz als neue Kernkompetenzen

Beat Döbeli Honegger stellt diesbezüglich treffend heraus, dass die Informationsflut des derzeitigen Leitmedienwechsels vom Buch zum vernetzten Computer auch zu einem Paradigmenwechsel in der Schule führen werde. Das Paradigma „Wissen sammeln, um etwas tun zu können“ werde sich immer stärker verschieben hin zu „Wissen filtern, um etwas tun zu können“.[2]

Schule, fake news und Filterkompetenz - neue Anforderungen an die Schule im 21. Jahrhundert 1
Allgemeine und digitale Kompetenzen, die durch den Leitmedienwechsel wichtiger werden. [CC-BY-SA Beat Döbeli Honegger (2016): Mehr als 0 und 1 – Schule in einer digitalisierten Welt, http://www.mehrals0und1.ch]

Die Formel des „Fragen stellen statt Antworten geben“ gewinnt an neuer und grundlegender Bedeutung. Die Quellenkritik wird zur essentiellen Grundfähigkeit jeglicher Informationsrecherche, zur neuen Kulturtechnik des digitalen Zeitalters. Zugleich beginnt sich der Informationsvorsprung von Bildungsinstitutionen und Lehrpersonen aufzulösen. Jeder Schüler verfügt mit dem Smartphone prinzipiell über die Möglichkeit, jederzeit das gesamte Fachwissen abrufen zu können, früher als absolut angesehene Informationen von Lehrkräften sofort auf ihre Richtigkeit zu überprüfen und innerhalb von Sekunden Millionen Antworten zu erhalten.

Aber: Die Fähigkeit, die verfügbaren Informationen auf ihre Triftigkeit, Relevanz und Glaubwürdigkeit zu überprüfen, nimmt dem Nutzer nicht-redaktioneller Inhalte niemand ab.

 

Digitale Medien sind für Bildungsinstitutionen also zugleich Ursache des Problems sowie Lösungsansatz und Chance als Werkzeug zur systematischen Kompetenzförderung, reichen aber allein nicht aus.

Neue Kompetenzen (4K – Modell) kein Ersatz für umfassendes Grundwissen

Im Gleichschritt mit den neuen und dringend erforderlichen Kompetenzen aus dem 4K-Modell – Kommunikation, Kollaboration, Kreativität, Kritisches Denken – nimmt ebenso der Bedarf nach Orientierungswissen zu. Kurz: Faktenwissen in klaren Zusammenhängen. Wer über keine Allgemeinbildung verfügt, kann in den Bereich der zusammenführenden und übergreifenden Bewertung, Beurteilung und Folgerung im Rahmen komplexer Probleme und Fragestellungen gar nicht erst vordringen.

Es ist eine gängige Fehlannahme mancher Bildungsrevolutionäre, die nun das Ende der Wissensvermittlung gekommen sehen, den Leitsatz „Können statt Wissen“ zu verabsolutieren. Zweifelsohne gilt dies für die 3K (Kommunikation, Kollaboration und Kreativität), nicht aber für das kritische Denken.

Ohne umfassendes Grundwissen wird kein Schüler eine beliebige Quelle auf ihre Glaubwürdigkeit überprüfen, die Triftigkeit eines Wikipedia-Artikels nach Analyse der Autoren-Diskussion einschätzen oder per Google News abgerufene Pressemeldungen hinsichtlich des weltanschaulichen Kontextes der jeweiligen Publikation kritisch bewerten können. Ohne Allgemeinbildung bliebe wohl nur die rein technische Analyse, die sich derzeit vor allem auf Bildquellen beschränkt – die kritische Reflexion unter Rückgriff auf strukturiertes Vorwissen aber außen vor lässt.

Der Leitmedienwechsel, die exponentielle Zunahme verfügbarer Informationen verringert zwar die Bedeutung des Auswendiglernens – überflüssig macht er es jedoch nicht. Ein gesichertes Allgemeinwissen erst ermöglicht das Filtern von Informationen und darauf aufbauend kritisches Denken und Handeln.

Die Diskussion um zeitgemäße Bildung als Gegenstand von fake news

Diese Herausforderungen führen zu einer zunehmend kontrovers diskutierten Auseinandersetzung darum, was zeitgemäße Bildung im 21. Jahrhundert bedeutet und wie Schulsysteme angesichts des Leitmedienwechsels darauf reagieren können.

Wie in vielen Bereichen gesellschaftlichen Lebens scheinen radikalere Positionen – sowohl Für als auch Wider die digitale Transformation – überrepräsentiert im medialen Diskurs. Sowohl die theoretische Diskussion als auch die praktische Schulentwicklung werden vor allem dadurch erschwert, dass diese Positionen unvereinbar erscheinen und „die Leitmedienwechsel-Reaktionen … ganze Welt- und Wertvorstellungen [repräsentieren]“.[3]


Exkurs: Fake news im Bildungsdiskurs am Beispiel Finnland

Interessant wird diese Erkenntnis dann, wenn Beteiligte am Bildungsdiskurs dadurch selbst zu Urhebern von fake news werden. Ein Beispiel aus dem Internet in Bezug auf den finnischen Lehrplan und die geplante Abschaffung von Schulfächern im als vorbildlich geltenden finnischen Bildungssystem verdeutlicht die Problematik selektiver Information. Warum dieses Beispiel? Es erscheint in diesem Kontext einfach interessanter, als einer der klassischen Quellen politischer fake news nachzugehen.

Natürlich. Es ist nur ein Beispiel. Aber es zeigt doch, wie selektive Information subtil beeinflussen kann.

Eine Meldung und ihre Geschichte: Finnland und sein Bildungssystem

So schreibt der 2015 und 2016 für den globalen Lehrerpreis nominierte Jelmer Evers bei medium.com seinen Ärger über eine im Internet kursierende Fehlinformation heraus:
Finnland wird sein traditionelles Schulsystem im Jahr 2020 abschaffen“ heißt es in einem niederländischen Artikel, auf den er sich bezieht.

Klingt erstmal plausibel, Finnland gilt ja seit längerem als Vorreiter und Vorbild in Sachen Bildung.

Aber die Information ist nicht korrekt. Was die Finnen vornehmen, ist eine schrittweise, langsam durchgeführte Reform des Lehrplans, an der alle wichtigen Interessengruppen beteiligt sind. Die Schulfächer werden nicht abgeschafft. Finnland plant lediglich eine stärkere Integration der Fächer, um Themen wie den Klimawandel, die Europäische Union, fake news usw. aus einer multidisziplinären Perspektive und mit mindestens einer Projektphase pro Schuljahr für alle Schüler zu behandeln. So eine Stellungnahme des Finnish National Board of Education. „Could subjects soon be a thing of the past in Finland?„, fragt auch die BBC, betont dann allerdings: Angesichts komplexer Problemstellungen in der globalisierten und digitalisierten Welt soll dem phänomenbasierten, fächerverbindenden Lernen in Finnland zwar eine größere Rolle zukommen – aber lediglich in Ergänzung zu den klassischen Schulfächern.

Schule, fake news und Filterkompetenz - neue Anforderungen an die Schule im 21. Jahrhundert 2
Von Jelmer Evers zitiertes Beispiel für Falschmeldungen [Link leider nicht mehr verfügbar]

Die gesamte „Finnland verzichtet auf traditionelle Schulfächer“ – Welle begann laut Evers mit einem Brightside-Artikel, wurde über Social Media verbreitet und dann von den Mainstream-Medien aufgegriffen – auch in Deutschland.

Von der Falschmeldung zur fake news

Erstmal kein Drama. Da ist offensichtlich etwas schiefgelaufen. Vielleicht eine unbewusste Fehlinterpretation. Aber diese Annahme wäre naiv, lässt sie doch die den Falschmeldungen zugrundeliegende Intention außer Acht, die unterschiedlich deutlich auch in den Artikeln offensichtlich wird.  Denn weltweit setzte sich in der Folge die Information fest, dass Finnland mit einer regelrechten Bildungsrevolution begänne. Für die Deutschen, die spätestens seit dem Pisa-Schock zum Hospitieren nach Finnland pilgern, nicht einfach nur eine Information, da laut der Süddeutschen Zeitung Finnland hat, was Deutschland bräuchte

Schule, fake news und Filterkompetenz - neue Anforderungen an die Schule im 21. Jahrhundert 3
Ergebnis einer Google-Abfrage: Finnland schafft (angeblich) die Schulfächer ab

Eine einfache Google-Abfrage zeigt das Resultat: Sämtliche Leitmedien, aber auch das Deutsche Schulportal, übernahmen die Meldung – mit teils mehr, teils weniger deutlich zustimmenden, in der Regel aber positiv konnotierten Kommentaren versehen.

Ein klassisches Beispiel dafür, wie sich fake news schnell verbreiten und hartnäckig halten können. Das zeigt als nur ein Beispiel von vielen ein aktueller neopresse-Artikel vom 06. März 2019, in dem die nun schon drei Jahre alte Legende immer noch auftaucht: „Finnland ist in Sachen Schule und Bildung schon seit Jahren herausstechend. Finnland ist nicht nur Spitzenreiter der PISA-Studie. Jetzt plant Finnland eine Schulreform, die Lehren und Lernen optimieren soll: Bis zum Jahr 2020 sollen die Schulfächer in den Oberstufen abgeschafft werden.“

Um dann am Ende des Artikels – mit Bezug auf Finnland – zu betonen, dass es Zeit werde, das antiquierte deutsche Schulsystem endlich abzuschaffen…

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass einige der Beiträge, die kritisches Denken in der Bildung als Dreh- und Angelpunkt künftiger Bildungsentwicklungen hervorheben, am wenigsten davon zu zeigen scheinen. Vor allem aber verdeutlichen sie, wie einfach und schnell sich fake news durchsetzen und in Social Media und Presse halten können.


Fazit: Kritische Medienkompetenz, fake news und Filterkompetenz

An dem vorher genannten Beispiel lässt sich nachvollziehen, was mit kritischer Medienkompetenz gemeint sein könnte. In Bezug auf fake news geht es vor allem um die oben erwähnte Filterkompetenz:

  • Einerseits um die Unterscheidung von relevanten und irrelevanten Informationen,
  • andererseits die Unterscheidung von triftigen und weniger triftigen Informationen,
  • vor allem aber die Unterscheidung von glaubwürdigen und unglaubwürdigen Informationen.

Jelmer Evers hat mit seiner kurzen Analyse bis zum Ausgangspunkt der fake news zur finnischen Bildungsreform genau diesen Prozess webbasierter Recherche durchlaufen und am Ende ein klares Ergebnis herausgefiltert.

Für den eigenen Unterricht kann dieses Beispiel vielleicht verdeutlichen, inwiefern der Zugang zu digitalen Medien im Unterricht nun die klassische Quellenkritik (die i.d.R. nur verfügbares Wissen oder abgedruckte Informationen zu Autor u.a. berücksichtigen kann) erweitern und in Bezug auf die Digitale Transformation weiterentwickeln kann. Diese Kompetenz auch systematisch im Unterricht zu schulen, stellt sicherlich eine der großen Herausforderungen gerade für weniger netzaffine Lehrkräfte dar.


Dieser Beitrag kann als Grundlage für die Entwicklung konkreter Unterrichtsideen dienen, die Filterkompetenz (Döbbeli) und Kritisches Denken (4K-Modell) fokussieren sollen und mögliche Vorgehensweisen im Unterricht anhand konkreter Beispiele aufzeigen.

Fake news, Filterkompetenz und Kritisches Denken: Welche sach- und schülerorientierten Themen würden Sie vorschlagen? Beteiligen Sie sich gerne hier an der Sammlung möglicher Ideen!

Praxistipp 1: Social-Media-Fakes selbst erstellen

Bei Twitter gefunden – der Beitrag „Social-Media-Fakes selbst erstellen“ aus dem Praxisblog der Zeitschrift Medienpädagogik zum medienpädagogischen Potential von fake news. Tools zur Erstellung von Falschmeldungen werden als Aufklärungsmittel im Unterricht genutzt und anhand einiger Praxisbeispiele ihr Potential verdeutlicht:Schule, fake news und Filterkompetenz - neue Anforderungen an die Schule im 21. Jahrhundert 4

„Fake News sind heutzutage gerade in Social-Media-Kanälen ein ernstzunehmendes Problem und stellen eine Herausforderung an die Medienpädagogik dar: Propaganda und Stimmungsmache verbreiten sich ebenso rasch wie unbelegte Gerüchte und Behauptungen. Zudem ist es unkompliziert möglich, angebliche Postings zu fälschen: Dafür existieren zahlreiche Online-Tools, die das Erstellen von gefakten Social-Media-Postings ermöglichen und falsche Screenshots für WhatsApp, Instagram und Co. generieren. Aus medienpädagogischer Sicht gilt es, darüber aufzuklären, und zugleich bietet sich das Potential der kreativen Auseinandersetzung damit…“

Praxistipp 2: Browser-Game „Bad News“ klärt über fake news auf

Im Online-Spiel Bad News geht es darum, ein Bewusstsein für Falschinformationen im Internet zu entwickeln und so Medienkompetenz zu gewinnen. Die Spielerinnen und Spieler verbreiten selbst Fake News. Dabei sollen sie sowohl möglichst viele Follower als auch eine hohe Glaubwürdigkeit gewinnen. So lernen sie Fake News zu durchschauen und manipulativen Botschaften auf die Schliche zu kommen. Das Spiel ist für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und kann in den Unterricht integriert werden. Für Jüngere gibt es eine Junior-Version ab acht Jahren – denn dann machen viele von ihnen ihre ersten Schritte im Internet. Entwickelt wurde Bad News von DROG , einer von Akademikern, Journalisten und Medien-Fachleuten gegründeten Organisation in den Niederlanden, die sich gegen Desinformation einsetzt.

Während des Spielverlaufs müssen in „Bad News“ Wut und Angst mit den bekannten Waffen des Informationskrieges geschürt werden. Spieler müssen Nachrichten und Meldungen in sozialen Netzen manipulieren, Twitter-Bots einsetzen, Verschwörungstheorien streuen, neue Anhänger anlocken sowie Fotos taktisch geschickt einsetzen und dabei stets ihren „Glaubwürdigkeitswert“ im Blick behalten.

In der Spielbeschreibung heißt es: „In diesem Spiel schlüpfst du in die Rolle des Bösen. Lass deine moralischen Einwände fallen und werde Verbreiter von Desinformation. Halte die beiden Zähler im Blick, die deine Followerzahl und deine Glaubwürdigkeit messen. Dein Ziel ist es, möglichst viele Follower zu gewinnen, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Offensichtliche Lügen kosten Punkte!“

Aufgaben, die das Spiel laut einer Studie von Forschern der University of Cambridge in einen virtuellen Impfstoff verwandeln, der seine Probanden weniger Anfällig für vergleichbare Strategien in der „echten Welt“ werden lässt. Dr. Sander van der Linden, in Cambridge als Direktor des Social Decision-Making Lab aktiv, kommentiert: „Wir stellten fest, dass nur fünfzehn Minuten Gameplay bereits einen moderaten Effekt haben. Dieser ist, übertragen auf tausende von Menschen weltweit, signifikant und kann der Gesellschaft dabei helfen eine Widerstandsfähigkeit gegen gefälschte Nachrichten aufzubauen.“

Soll das Spiel im schulischen Kontext eingesetzt werden, steht zudem ein Informationsblatt für Lehrkräfte zur Verfügung.

Praxistipp 3: Fake-News und Faktencheck – 4 Techniken zur Kontextualisierung und ‚Netz-Befragung‘

Nele Hirsch von eBildungslabor hat einen interessanten Beitrag veröffentlicht, der sich auf den englischsprachigen, frei verfügbaren Online-Kurs ‚Check, please!‘ bezieht. In ihrem grundlegenden Beitrag fasst sie die Zielrichtung des Kurses zusammen, der von dem einfach Nutzen von Checklisten zum Erkennen von fake news abgeht und stattdessen ein umfassenderes Vorgehen vorschlägt: „Fake-News sind ein beliebtes und viel diskutiertes Thema in der Medienkompetenz-Debatte. Neu veröffentlicht ist dazu der englischsprachige Online-Kurs ‘Check, please!’. Der Kurs räumt mit weit verbreiteten Auffassungen zum Faktenchecken auf. Er verfolgt stattdessen einen sowohl aktuellen als auch praktikablen Ansatz. Denn erstens orientiert er sich an den Anforderungen in einer vernetzten Gesellschaft mit potentiell unbegrenzter Konfrontion mit Inhalten; zweitens schägt er einfach erlernbare Handlungsroutinen zur Informationsbewertung vor.“ (Nele Hirsch, Abrufdatum 17.08.2019) 

Zugleich finden sich schon in ihrer Kurzzusammenfassung zahlreiche gute Praxistipps und Hinweise zur kritischen Arbeit mit fake news im Unterricht: Fake-News und Faktencheck – 4 Techniken zur Kontextualisierung und ‚Netz-Befragung.

Praxistipp 4: Gutes Video für den Einstieg in die fake news – Sequenz

 

 

 


[1] Vgl. Honegger, Beat Döbeli (2017), Mehr als 0 und 1. Schule in einer digitalisierten Welt, S. 41.

[2] Vgl. Honegger, Beat Döbeli (2017), Mehr als 0 und 1. Schule in einer digitalisierten Welt, S. 48 ff.

[3] Vgl. Honegger, Beat Döbeli (2017), Mehr als 0 und 1. Schule in einer digitalisierten Welt, S. 76 ff.

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